Sei du SELBST, alle anderen gibt es schon!

Cordula Beeser und Ute Schraut

Seit 2018 kennen wir uns und teilen die Kunst des Jin Shin Jyutsu (JSJ). Unsere Kinder besuchten die Maria Montessori Gesamtschule in Krefeld. Diese trat an uns heran und bat uns, einer 6. Klasse die Kunst des Jin Shin Jyutsu näher zu bringen.

Montessori Pädagogik und Jin Shin Jyutsu

Die Montessori-Pädagogik und Jin Shin Jyutsu teilen den Grundgedanken “Hilfe zur Selbsthilfe”. Die letzten Jahre waren für viele Kinder und Jugendliche sehr belastend und sie brachten geistige, seelische und körperliche Themen mit in den Schulalltag. Hier bietet JSJ ein Handwerkszeug zur Entspannung und Selbstregulation.
So sammelten wir Ideen und es entstand ein Plan.

Die Direktorin stimmte dem JSJ Projekt zu, bat aber um Information der Elternschaft.
Zunächst holten wir die Eltern der betreffenden 6. Klasse ins Boot und nannten das ganze „POWER TO GO“.
26 von 30 Eltern stimmten für das Projekt und meldeten ihre Kinder zur Teilnahme an.

Wie wollen wir JSJ an Jugendliche vermitteln?

Unsere zentrale Frage lautete: „Wie wollen wir das Strömen an Jugendliche weitergeben?“ Hier entschieden wir uns für die Arbeit in Kleingruppen zu acht beziehungsweise neun Kindern. Wir hatten 1,5 Zeitstunden zur Verfügung mit der Option eines weiteren Termins.

Die Finger

Mit einer Übung begannen wir. Die Kinder schauten auf ihre Hände, die einen Urwald darstellten und die Finger repräsentierten Bäume. Nun kam ein Tiger ins Spiel und die Kinder wählten den Baum (Finger) auf den sie sich flüchten wollten. Wir notierten den von den Kindern gewählten Finger.

Dann erzählten wir etwas über die Körper- und Lebensenergie und erklärten die Verbindung zu den Fingern. Es folgte das Thema „Gefühle/Einstellungen und Jin Shin Jyutsu“. Mit der Aufforderung: “Wie fühlst du dich gerade jetzt“? baten wir die Kinder, ihren eigenen Gefühls-Emojis zu zeichnen. Wir verteilten gelbe Kreise, und jedes Kind malte sein eigenes Stimmungsbild.

Was haben die Finger mit Gefühlen zu tun?

Anschließend sprachen wir über das Gehirn und seine rechte und linke Hälfte. Dabei arbeiteten wir heraus, welche Bedeutung „Gefühle“ einerseits sowie „Struktur und Leistung“ andererseits für den Einzelnen aber auch in der Gesellschaft haben. Während wir erklärten, saßen die Kinder auf ihren Händen und hielten damit die Sitzbeinhöcker, unsere SES 25.

Als Basis zur Erklärung des JSJ und der „Einstellungen“, diente uns ein Gefühlsfragebogen. Hier kreuzten die Kinder die Gefühle an, die sie aus eigenem Erleben kannten.
Nun hatten unsere „Körperdetektive“ schon zwei Hinweise auf sich und wie sie ticken. Der Lieblingsfinger und seine Themen und ein individuelles Gefühlsbarometer.

Über das übliche JSJ-Plakat mit einer Hand wurde es anschaulich. Wir malten den entsprechenden Finger z.B. gelb an und lasen alle Wörter vor, die zum Thema Sorgen gehören (besorgt, einsam, deprimiert, schüchtern…). Die Kinder markierten diese Wörter auf ihrem Zettel in der entsprechenden Farbe. Dabei entstand Redebedarf. Sehr erfreut waren wir, dass die Kinder so viel Persönliches mit uns teilten. Dann suchten wir gemeinsam den Begriff für die Sorgenfreiheit. So führten wir es für die anderen Finger fort.

Als wir über den kleinen Finger sprachen und uns austauschten, meldete sich ein Schüler und sagte:
„Sei du selbst, alle anderen gibt es schon!“
Wir waren verzaubert und im Glück nach diesem Satz.

Unser Fazit

Jede der drei Gruppen war anders und die Abläufe ebenfalls. Es war uns ein Anliegen den Kindern ein Handwerkzeug im Umgang mit ihren Gefühlen zu bieten, was wir mit den folgenden Worten nochmals hervorhoben:

Meine Gefühle helfen meine Bedürfnisse zu erkennen!
Wichtig ist, jedes Gefühl ist ein Teil von mir. 
Es gibt keine guten oder schlechten Gefühle. 
Gefühle sind wie ein innerer Wetterbericht.
Mal scheint die Sonne, ich bin fröhlich oder es regnet, ich bin traurig.
Jeder hat seine eigene Mischung an Gefühlen.
Sie dienen dir als Signal um zu verstehen, was du gerade brauchst. 
Wichtig ist, diese zu verstehen und zu nutzen, damit wir nicht immer wieder das gleiche Verhalten zeigen.
Und um dies noch besser für dich zu lösen, halte einfach den entsprechenden Finger für dein Gefühl.

Eine Übung zum Abschluß

Zum Abschluss leiteten wir eine Ström-Spür-Übung ein.
Dazu drehten die Kinder ihre Stühle um.
Jede/r stieg in sein eigenes Space-Shuttle und begab sich auf die Reise zu sich:

Dies Übung war wundervoll, ganz viele der Jugendlichen kamen bei sich an und verstanden auf ihre individuelle Art die Sätze, die wir ihnen an diesem Tag auch mit auf den Weg gegeben habe: 
Es geht um meine innere Kraft, auf die ich zurückgreifen möchte! 
Es geht ums innerliche Auftanken, um Ruhe und Entspannung.

  • Stell dir vor neben dir sitzt gerade keiner
  • Du sitzt in deinem eigenen kleinen Raumschiff 
  • Du hast deinen Astronautenanzug an und einen Helm zum Schutze deines Kopfes
  • Deine Mission heißt Selbstwahrnehmung
  • Stelle deine Füße parallel gerade nebeneinander 
  • Setze dich mit deinen Sitzbeinhöckern so auf den Stuhl, dass eine parallele Linie zu den Unterschenkeln/Füssen Richtung Boden verläuft und verbinde dich mit der Erde
  • Richte deine Wirbelsäule auf
  • Verbinde dich nach oben mit der dem Himmel
  • Schließe das Visier deines Helms, also deine Augenlider
  • Atme tief ein und aus
  • Halte den Finger, der gehalten werden möchte

Rückschau

Nachdem wir an 3 aufeinanderfolgenden Wochen die einzelnen Gruppen ins JSJ eingeführt hatten, trafen wir uns mit allen 26 Jugendlichen im Plenum. Hier hielten wir Rückschau.
In der großen Gruppe stellten wir eine größere Zurückhaltung der Jugendlichen untereinander und uns gegenüber fest. Wie freuten uns über die Wahl der Kleingruppen in den Wochen zuvor. Erstaunt waren wir, wie viel die Schüler erinnerten. Gemeinsam erstellten wir ein finales Handplakat mit den Farben und Wörtern. Es hängt nun im Klassenraum und fordert auf, sich den entsprechenden Finger zu halten, wenn ein starkes Gefühl dies fordert. Es weist die Jugendlichen darauf hin, ich bin meinen Gefühlen nicht ausgeliefert, ich kann mich selbst harmonisieren.

Sehr glücklich gingen wir aus diesem Projekt heraus. Insgesamt waren wir 6 Stunden mit den Kindern zusammen. Die Arbeit in Kleingruppen hat sich absolut bewährt.

Blick in die Zukunft

Das daraus entstandene Ziel – dranbleiben und unbedingt Jin Shin Jyutsu an Kinder und Jugendliche weitergeben, es lohnt sich.

Am Abend nach der ersten Veranstaltung erhielt der Klassenlehrer eine Mail von einer Mutter, die selbst beratend tätig ist. Sie bedankte sich für den Kurs im Jin Shin Jyutsu und teilte mit, dass ihr Sohn begeistert zuhause berichtet hat. Ergänzend schrieb sie: „Es ist eine tolle Idee, so etwas mal in der Schule anzubieten.“

4 Gedanken zu „Sei du SELBST, alle anderen gibt es schon!“

  1. Dem kann ich mich nur anschließen ! Wundervoll ! Ich bin begeistert. Ich habe das früher in Kindergärten gemacht und die Kinder haben es so schön angenommen und umgesetzt – auch lange Zeit danach. Beim Spielen miteinander, mit Puppen, in der Familie. Es wäre so schön, wenn sich das noch viel mehr verbreiten würde. Wenn nicht für unsere Kinder, für wen dann …

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  2. Wunderbare Idee! Wer zu der Jin Shin Jyutsu Hand noch eine Schulgeschichte möchte – ich habe ein Bilderbuch veröffentlicht, in der Binja, ein Mädchen angeleitet wird und erforscht was sich verändert, wenn es beim Entstehen von heftigen Gefühlen, den entsprechenden Finger hält atmet.
    „BINJA-achtsame Reise durch die Welt der Gefühle“, Ruth Monstein, punktuell

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